AngstAkademie | OCDAkademie | ADSAkademie | DepressionAkademie
Dieses Thema interessiert besonders Angehörige von Patienten mit Angst- oder Zwangsstörungen und daher soll es in diesem Beitrag ein paar Anregungen und Tipps geben.
Wenn du das Gefühl hast, eine nahestehende Person sollte eine Therapie machen oder zumindest mal ein Erstgespräch mit einem Therapeuten führen, kann das eine sehr sensible Angelegenheit sein. Denn letztendlich handelt es sich dabei um eine persönliche Entscheidung des Patienten und diese sollte natürlich auch vom Betroffenen auf Eigeninitiative geschehen. Im Folgenden werden einige Ansätze und Überlegungen dazu beschrieben, wie du dabei vorgehen könntest, wenn du glaubst, dass dein Partner, dein Kind, ein Elternteil oder ein Freund von dir psychische Probleme hat.
Das Ansprechen des Themas “Therapie” erfordert auf jeden Fall eine Menge Einfühlungsvermögen und Sensibilität auf deiner Seite. Hierzu sind einige Punkte zu beachten.
1. Wähle den richtigen Zeitpunkt und Ort.
Wähle einen Moment aus, in dem du genügend Zeit und Privatsphäre hast, um in Ruhe über das Thema zu sprechen. Wähle dafür einen Ort, an dem sich die andere Person wohl fühlt und sich öffnen kann. Das könnte entweder zu Hause oder im Urlaub sein. Auf jeden Fall sollte es ein Zeitpunkt sein, an dem beide Gesprächspartner genügend Zeit zum Reden mitbringen. Ein solches Gespräch sollte also nicht zwischen “Tür und Angel” stattfinden oder unter Termindruck durchgeführt werden.
2. Beschreibe beobachtete Veränderungen.
Bevor du deinen Vorschlag zur Therapie unterbreitest, solltest du zunächst über spezifische Verhaltensweisen oder Emotionen sprechen, die dir in letzter Zeit bei der anderen Person aufgefallen sind, ohne jedoch die Person zu kritisieren. Zum Beispiel könntest du sagen: "Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit oft gestresst wirkst" oder "Ich habe bemerkt, dass du dich oft zurückziehst", usw. Zeige auf alle Fälle Verständnis für die Gefühle und den Standpunkt der Person. Höre aktiv zu und versuche, die Bedenken und Ängste deines Gegenübers zu verstehen. Dadurch fühlt sich die Person respektiert und ernst genommen. Zeige ehrliche Anteilnahme und Interesse am Wohlbefinden der Person und verwende im Gespräch eine offene und unterstützende Sprache. Vermeide in jedem Fall Vorwürfe oder Wertungen, sondern drücke stattdessen immer deine aufrichtige Sorge und Unterstützung aus. Verwende Sätze wie "Ich mache mir Sorgen um dich" oder "Ich möchte dir helfen", anstatt Sätze wie “Du musst etwas ändern” oder “Mit dir stimmt irgendetwas nicht.”
3. Betone die Bedeutung der mentalen Gesundheit.
Mach deutlich, dass die Pflege der mentalen Gesundheit genauso wichtig ist wie auf die körperliche Gesundheit zu achten. Erläutere, dass viele Menschen von einer Therapie bereits profitiert haben. Vielleicht kennst du persönliche Beispiele, die du anführen könntest oder du hast bereits selbst deine eigenen Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht. Wenn es solche Erfahrungen gibt, teile diese auf jeden Fall mit der Person. Das wird ihr helfen und sie ermutigen, ähnliche positive Ergebnisse zu erwarten. Außerdem unterstreicht es auch nochmal die Vertrautheit zwischen ihnen. Verdeutliche, dass Psychotherapie in unserer Gesellschaft mittlerweile eine normale und ganz akzeptierte Form der Unterstützung ist. Immer wieder geistern noch altmodische Gedanken herum, dass nur echte “Psychos”, die so richtig verrückt sind, eine Psychotherapie in Anspruch nehmen. Das ist natürlich falsch. Psychotherapie ist nicht zu verwechseln mit Psychiatrie, in der nur schwer gestörte Menschen eingeliefert werden. Falls bei der Person immer noch starke Vorbehalte zu finden sind, erkläre die potenziellen Vorteile einer Therapie, wie z.B. die Möglichkeit, mit einem Fachmann/mit einer Fachfrau über die eigenen Probleme zu sprechen, neue Perspektiven zu gewinnen, effektive Bewältigungsstrategien zu erlernen und emotionale Unterstützung zu erhalten.
4. Sprich auch über die Ressourcen und Möglichkeiten, die der Person zur Verfügung stehen und stelle wichtige Informationen bereit, die du am besten zuvor selbst recherchiert hast.
Informiere die Person über die verschiedenen Arten von Therapiemöglichkeiten, Therapeuten oder auch Therapiezentren, die Unterstützung bieten. Gib der Person hilfreiche sachliche Informationen über den Therapieprozess mit auf den Weg. Gehe auf die verschiedenen therapeutischen Ansätze ein und verdeutliche die Vertraulichkeit in psychotherapeutischen Gesprächen. Wenn es um Angst oder Zwänge geht, könntest du der Person zum Beispiel die AngstAkademie ans Herz legen, um mit Hilfe der verzahnten Psychotherapie ohne Wartezeit sofort eine Therapie zu beginnen; ganz innovativ mit der Online Therapie App und echten Therapiegesprächen über Videotelefonie. Und natürlich ist es für den Patienten möglich, ihren Therapeuten oder ihre Therapeutin nochmals zu wechseln, sollte er oder sie zu den individuellen Bedürfnissen der Person doch nicht passend sein.
5. Schlage am Ende des Gesprächs vor, dass bevor eine Entscheidung getroffen wird, du vielleicht beide gemeinsam nochmal darüber recherchiert und reflektiert.
Eine gemeinsame Recherche kann der Person nochmal ein tieferes Verständnis für mögliche Lösungen und die Wirksamkeit von Therapieansätzen ermöglichen und sie wird sich dann auch nicht von den vielen Möglichkeiten erschlagen fühlen. Zeige also auch selbst Bereitschaft, bei der Suche nach einem passenden Therapeuten bzw. nach einer passenden Therapie mitzuhelfen. Hilf der Person auf Wunsch auch Termine zu vereinbaren oder sie anderweitig bei diesem Prozess zu begleiten. Wenn die Person weiß, dass sie von dir die volle Unterstützung erhält, motiviert sie das auch nochmal, mehr Eigeninitiative zu entwickeln. Insgesamt solltest du der Person klarmachen, dass sie nicht allein ist und sie während des Therapieprozesses auch von dir weiterhin unterstützt wird. Signalisiere, dass du für die Person immer da sein wirst, egal, ob sie sich am Ende für oder gegen eine Therapie entscheiden wird.
6. Hab Geduld.
Verständige dich mit ihr darauf, dass die Entscheidung, eine Therapie zu machen, Zeit braucht. Übe bitte nicht zu viel Druck aus, denn das kann zu Trotz und Reaktanz führen. Gib der Person stattdessen Raum, um ihre Gefühle zu verarbeiten und Entscheidungen in ihrem eigenen Tempo zu treffen. Du solltest auf jeden Fall eines im Hinterkopf behalten: Nicht jeder ist sofort für eine Therapie bereit, selbst wenn sie indiziert sein sollte und es sinnvoll wäre. Manche Menschen entscheiden sich möglicherweise nie dafür. Auch das solltest du respektieren, selbst wenn du anderer Meinung bist. Therapie ist eine sehr persönliche Angelegenheit und am Ende muss der Patient als Individuum selbst die Initiative ergreifen, um diesen Schritt zu gehen. Deswegen ist es wichtig, dass egal, wie sich die Person am Ende entscheiden wird, du ihr signalisierst, dass sie auf jeden Fall weitere Unterstützung von dir erhalten wird.
© Autor: Dr. Ulrich Weber