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Leide ich unter sozialer Phobie?
3 Erste-Hilfe-Tipps

Bei der “Sozialen Phobie” handelt es sich um eine Angststörung, bei der Menschen übermäßige Ängste in sozialen Situationen empfinden. Soziale Ängste können vor allem das berufliche und private Leben stark beeinträchtigen und im Alltag zu starkem Vermeidungsverhalten führen. In diesem Beitrag werden zunächst fünf häufige Erkennungsmerkmale einer Sozialen Phobie vorgestellt, bevor im Anschluss auf Erste-Hilfe-Tipps eingegangen wird.

Take Home Messages

Häufige Erkennungsmerkmale sind die Angst vor Bewertung, Vermeidung sozialer Situationen, starke körperliche Symptome, negative Gedanken über sich selbst und das Zurückbleiben hinter den eigenen Möglichkeiten.
Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, die soziale Phobie zu behandeln und zu bewältigen, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie.
Erste-Hilfe-Tipps beinhalten das schrittweise Annehmen von Herausforderungen, das Trainieren und Ausbauen der sozialen Fähigkeiten sowie das Reden mit vertrauten Menschen oder Selbsthilfegruppen über die eigene Angst.

Die fünf häufigen Erkennungsmerkmale:

1. Erstes charakteristisches Merkmal der sozialen Phobie ist eine übermäßige Angst oder Furcht vor sozialen Situationen, in denen man als Person von anderen beobachtet, bewertet oder kritisiert werden könnte. Dies kann sich in Situationen wie bei öffentlichen Reden, Präsentationen, Gruppenaktivitäten oder selbst in einfachen Gesprächen mit anderen Menschen äußern. Dieses Merkmal ist oft sehr prägnant.

2. Zweites sehr häufiges Erkennungsmerkmal ist das damit einhergehende Vermeidungsverhalten, das mehr oder weniger häufig auftritt. Menschen mit sozialer Phobie neigen dazu, soziale Situationen oder Orte zu meiden, in denen sie mit anderen interagieren müssen. Betroffene könnten bspw. Einladungen zu sozialen Veranstaltungen absagen, öffentliche Orte meiden oder auch Schwierigkeiten haben, neue Beziehungen aufzubauen. Dieses Vermeidungsverhalten kann dazu führen, dass die tatsächlichen sozialen Fähigkeiten und Kompetenzen unzureichend ausgebildet werden, was wiederum die Angst noch mehr verstärkt. Und diese Dynamik führt schnell in einen Teufelskreis.

3. Drittes häufiges Erkennungsmerkmal sind die starken körperlichen Symptome und Reaktionen in sozialen Situationen, sobald Angst erlebt wird. Dazu gehören Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüche, Atembeschwerden, Übelkeit oder Erröten des Gesichts. Diese körperlichen Reaktionen sind eine direkte Folge der Angst, die in sozialen Situationen empfunden werden.

4. Das vierte häufige Erkennungsmerkmal sind die vielen negativen Gedanken, die man über die eigene Person hat. Betroffene sind insgesamt sehr selbstkritisch mit sich und sie möchten ihre soziale Phobie vor anderen um jeden Preis verbergen. Symptome wie Zittern und Schwitzen sind nicht einfach nur unangenehm für einen Sozialphobiker. Sie führen auch dazu, dass die Person glaubt, dass andere aufgrund dieser gezeigten Symptome schlecht über sie denken werden oder sie gar für schwach oder merkwürdig halten. Und manchmal glauben sie auch, dass sie sozial inkompetent sind, auch wenn es da überhaupt keine Defizite gibt. Nach einer sozialen Begegnung mit anderen können sie sich im Nachgang darüber Sorgen machen, ob sie alles richtig gemacht bzw. nicht peinlich agiert zu haben oder dass sie vielleicht etwas Blödes gesagt haben und andere jetzt möglicherweise negativ über sie reden würden. Diese negativen Gedanken verstärken natürlich die Angst vor künftigen sozialen Situationen und führen letztendlich zu einem allgemeinen geringen Selbstwertgefühl.

5. Last but not least gibt es noch das fünfte häufige Merkmal, was bei Sozialphobikern oft zu finden ist: Das Zurückbleiben hinter den eigenen Möglichkeiten. Eine soziale Phobie kann das eigene Leben erheblich dahingehend beeinflussen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben können, stabile private Beziehungen aufzubauen oder aufrechtzuerhalten, beruflich voranzukommen oder ihre Ziele zu erreichen. Die ständige Angst vor sozialen Situationen kann zu einem regelrechten Hemmschuh werden und das Vorankommen im Leben massiv blockieren. Und damit auch dem eigenen Glück im Weg stehen.

Obgleich die soziale Phobie eine sehr beeinträchtigende psychische Störung ist, solltest du wissen, dass diese Form der Angst sehr gut behandelt werden kann. Hier existieren verschiedene Möglichkeiten zur Bewältigung und Linderung der Symptome. Besonders bewährt hat sich hierbei die kognitive Verhaltenstherapie.

Eine Therapie ist natürlich ein längerer Prozess. Es geht um eine Entwicklung, die nicht von heute auf morgen geschieht. Trotzdem sollen an dieser Stelle noch drei Erste-Hilfe-Tipps präsentiert werden, um bereits erste Ideen zu erhalten, wie du deine sozialen Ängste angehen kannst.

1. Der erste Tipp lautet, dass man sich bewusst macht, dass kleine Schritte zum Ziel führen und dass die Lösung darin liegt, schrittweise Herausforderungen anzunehmen. So ist es hilfreich, sich erstmal schrittweise an soziale Situationen heranzuwagen, anstatt sich sofort extremen Situationen auszusetzen. Übungen wie “Shame Attack”, also dass man sich in der Öffentlichkeit bewusst und mit Ansage lächerlich macht, sind da oft übers Ziel hinausgeschossen. Beginne also zunächst mit kleinen Herausforderungen, wie zum Beispiel mit einem Gespräch mit einer vertrauten Person oder dem Besuch eines kleinen sozialen Events. Mit der Zeit und mit zunehmendem Vertrauen solltest du dich dann größeren Herausforderungen stellen. Es ist wichtig, sich selbst genügend Zeit zu nehmen und nicht zu viel Druck aufzubauen.

2. Du solltest auch die eigenen sozialen Fähigkeiten trainieren und ausbauen: Das Üben von sozialen Fähigkeiten kann dir helfen, das Selbstvertrauen in sozialen Situationen zu stärken. Nicht alle Sozialphobiker haben soziale Defizite, viele sind sogar sozial äußerst kompetent, aber durch die Angst blockieren sie und fühlen sich dann vielleicht doch am Ende inkompetent (obwohl sie es gar nicht sind). Du könntest z.B. mit einer dir vertrauten Person deine Kommunikationsfähigkeiten üben und weiter verbessern und dann versuchen, sie in einem Smalltalk mit Fremden direkt anzuwenden. Wenn wir von Kommunikationsfähigkeiten sprechen, meinen wir Blickkontakt halten, angemessene Lautstärke, offene Gesten, usw. Diese Fähigkeiten lassen sich auch gut vor dem Spiegel üben. Durch das Training dieser Fähigkeiten wirst du dich immer besser gerüstet fühlen, um adäquat mit sozialen Situationen umzugehen.

3. Rede mit Menschen, denen du vertraust, die dich verstehen und ermutigen, über deine Ängste zu sprechen. Das können Freunde, Familienmitglieder oder aber auch Selbsthilfegruppen sein, in denen du dich mit anderen Menschen austauschst, die ähnliche Erfahrungen kennen. Der Austausch mit anderen Betroffenen wird dir auch das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Denn soziale Ängste sind häufiger, als man so denken würde.

FAZIT: Die soziale Phobie ist eine Angststörung, bei der Menschen übermäßige Ängste in sozialen Situationen empfinden. Sie führt zu Vermeidungsverhalten und kann das berufliche und private Leben stark beeinträchtigen. Häufige Erkennungsmerkmale sind die Angst vor Bewertung, Vermeidung sozialer Situationen, starke körperliche Symptome, negative Gedanken über sich selbst und das Zurückbleiben hinter den eigenen Möglichkeiten. Es gibt jedoch gute Möglichkeiten, die soziale Phobie zu behandeln und zu bewältigen. Besonders zu erwähnen ist hier die kognitive Verhaltenstherapie. Eine soziale Phobie zu überwinden und zu heilen ist ein Prozess, der am besten mit Hilfe einer Psychotherapie begleitet wird. Es gilt, kontinuierlich daran zu arbeiten und verschiedene Verhaltensexperimente durchzuführen, um sich langsam an die Angst zu habituieren. Erste-Hilfe-Tipps können bei diesem Prozess natürlich nur der Anfang sein. Sie beinhalten das schrittweise Annehmen von Herausforderungen, das Trainieren und Ausbauen der sozialen Fähigkeiten sowie das Reden mit vertrauten Menschen oder Selbsthilfegruppen über die eigene Angst.

Autor: Dr. Ulrich Weber

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Hinweis: Wegen der besseren Lesbarkeit verzichten wir aufs Gendern. Selbstverständlich sind damit immer alle Menschen jeglicher Geschlechtsidentität gemeint.

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