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Was passiert, wenn man gegen seine Ängste kämpft?

Die meisten Menschen mit einer Angststörung versuchen instinktiv, gegen ihre Ängste anzukämpfen, um sie möglichst schnell um jeden Preis loszuwerden. Das ist verständlich, aber ist Kampf eigentlich eine gute Idee? Was passiert, wenn du diesen Kampf aufgibst? In diesem Beitrag soll es darum gehen, warum Kampf gegen die Angst keine gute Idee ist und es sich stattdessen lohnt, die Waffen niederzulegen und den Kampf zu beenden.

Take Home Messages

Der Kampf gegen Ängste hält dich in einem endlosen Teufelskreis gefangen.
Konfrontiere dich mit deinen Ängsten, aber kämpfe nicht gegen sie.
Durch Akzeptanz und Mitgefühl deinen Ängsten gegenüber, eröffnet sich die Möglichkeit, an ihnen zu wachsen und deine innere Stärke zu entfalten.

Wenn du gegen deie Ängste kämpfst, stellst du dich ihnen vehement mit Widerstand entgegen. Druck erzeugt Gegendruck. Das kennt man bereits aus der Physik. Du versuchst vielleicht, deine Ängste zu verdrängen, zu ignorieren, sie mit aller Macht zu überwinden oder irgendwie durchzustehen? Doch was passiert mit einer solchen Strategie? Fakt ist: Deine Ängste werden auf diese Weise definitiv nicht verschwinden. Im Gegenteil, sie verstärken sich höchstwahrscheinlich sogar und werden auf jeden Fall bestehen bleiben und so zu einem ständigen Begleiter in deinen Leben. Durch Kampf setzt du dich zudem zusätzlichen Stress aus, der dich am Ende auch körperlich und emotional belastet.

Indem du gegen deine Ängste ankämpfst, verleihst du den Ängsten unabsichtlich noch mehr Macht über dich. Ängste werden durch deinen persönlichen Kampf gegen sie als bedeutsam und wichtig eingestuft, und das ist für die Angst Nahrung, um zu gedeihen. Stell dir vor, die Angst sei ein Lebewesen, das du mit deinen Gedanken und dysfunktionalen Bewältigungsansätzen fütterst. Erst dadurch machst du deine Angst so mächtig und stark. Jedes Mal, wenn du versuchst, die Angst zu verdrängen, und es dann doch nicht klappt, fühlst du dich wahrscheinlich desillusioniert, und dein Selbstvertrauen schwindet. Die Folge ist, dass du dich noch schwächer und hilfloser fühlst. Und so gerätst du automatisch in einen Teufelskreis, der sich immer schneller und schneller dreht, bis du dich darin gefangen fühlst und allmählich verzweifelst.

Was würde passieren, wenn du den Kampf gegen deine Ängste einfach aufgibst? Wenn du deine Ängste würdigst, anerkennst und dir selbst erlaubst, sie zu fühlen? Wenn du einen neuen Weg gehst und mal keinen Druck mehr auf dich und deine Ängste ausübst? Klingt erstmal schwierig und vielleicht auch kontraintuitiv, aber genau das ist der richtige Ansatz. Dadurch hast du die Möglichkeit, eine neue Perspektive zu gewinnen und die Ängste verlieren nach und nach ihren bedrohlichen Charakter. Mit dieser neuen Strategie hörst du auf, gegen etwas Unvermeidbares anzukämpfen und lernst, dich stattdessen selbst mit Mitgefühl zu begegnen.

Wie gehst du am besten vor? Hier einige kurze Tipps, die zum Nachdenken anregen sollen, und die du vielleicht auch einfach mal ausprobieren könntest:

1. Achte darauf, wann und wie sich deine Ängste zeigen. Wie fühlen sich deine Ängste an? Kannst di sie beschreiben? Welche körperlichen Symptome gesellen sich dazu, wenn du Angst verspürst? Sei dir der Präsenz deiner Angst bewusst, um sie besser zu verstehen und anzunehmen.

2.
Erlaube dir, Ängste zu haben, und akzeptiere sie in einem ersten Schritt, dass sie (vorläufig) Teil deines Lebens sind. Es ist nicht schlimm, Angst zu empfinden. Verurteile dich nicht dafür, sondern erkenne sie an, dass es nur menschlich ist, Ängste zu empfinden. Und dass jeder, auch Menschen ohne eine Angststörung, hin und wieder mit irrationalen Ängsten zu tun haben.

3. Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und versuche mal zu notieren, woher deine Ängste eigentlich kommen. Manchmal können z.B. vergangene Erfahrungen oder traumatische Ereignisse zu Ängsten führen. Manchmal ist es die Angst, Leistung zu erbringen oder eine phobische Angst, aufgrund von Konditionierungen in der Vergangenheit oder Vorprägungen im Elternhaus. Wenn du deine Ursprünge verstehst und ein persönliches Störungsmodell entwickelt hast, kannst du besser lernen, mit deinen Ängsten umzugehen.

4. Beginne damit, dich deinen Ängsten schrittweise zu stellen. Das Zauberwort heißt: “Abgestufte Exposition”. Exposition bedeutet, sich mit der Angst zu konfrontieren. Damit trittst du aus deiner Komfortzone heraus und konfrontierst dich Schritt für Schritt mit deiner Angst. Aber setze dir realistische Ziele und gehe langsam und behutsam voran. Der schrittweise, aber stetige Fortschritt wird dir das nötige Vertrauen geben, um weiterzumachen.

5. Überdenke deine Denkmuster und Glaubenssätze in Bezug auf deine Ängste. Angenommen, du hast in Schritt 2 herausgefunden, dass die Prägungen in deinem Elternhaus deine Ängste hervorrufen. Erkennst du vielleicht negative Selbstgespräche oder Glaubenssätze, die du seit deiner Kindheit immer noch nicht abgelegt hast? Oder die von deinen Eltern immer wieder gesagt wurden. Du solltest versuchen, diese zu entlarven und sie schließlich durch positive und unterstützende Gedanken zu ersetzen.

6. Zöger bitte nicht, ggf. auch professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn deine Ängste übermäßig belastend sind oder das tägliche Leben beeinträchtigen. Bei den Schritten 1 bis 5 kann ein Therapeut gut helfen, um darauf aufbauend neue Bewältigungsstrategien zu erlernen und ganz individuelle Lösungen zu finden. Gerade was das Thema Ursprung deiner Ängste angeht, ist ein guter Therapeut in der Lage, hier Licht ins Dunkle zu bringen.

FAZIT: Der Kampf gegen Ängste hält dich nur in einem endlosen Teufelskreis gefangen. Indem du jedoch den Mut aufbringst, deine Ängste zu akzeptieren und dir mit Mitgefühl zu begegnen, eröffnest du dir die Möglichkeit, an ihnen zu wachsen und deine innere Stärke zu entfalten. Konfrontiere dich mit deinen Ängsten, aber kämpfe nicht gegen sie.
Indem wir den Fokus auf das Positive richten und unsere Ängste als natürlichen Bestandteil des Lebens betrachten, können wir ein erfülltes und mutiges Leben führen. In diesem Sinne ermutigen wir dich, deine Ängste anzunehmen und deine Reise des persönlichen Wachstums anzutreten.

Autor: Dr. Ulrich Weber

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