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Hypochondrie ist eine psychische Störung, bei der Betroffene ständig besorgt sind, ernsthaft krank zu sein, obwohl keine medizinischen Beweise dafür vorliegen. Das können schlimme Krankheiten sein wie Aids oder einen Tumor im Gehirn zu haben. Das Besondere an der Störung ist, dass die Betroffenen normale Körperempfindungen, die jeder Mensch hin und wieder hat, überbewerten und sie als abnormal und krankhaft beurteilen. Sie lassen sich nur schwer vom Gegenteil überzeugen, selbst wenn hochqualifizierte Ärzte ihnen sagen, dass sie vollkommen gesund sind. Aufgrund des Leidens sind auch Ängste im Zusammenhang mit Hypochondrie vorherrschend und rechtfertigen ggf. sogar andere Angstdiagnosen.
Hypochondrische Ängste können das alltägliche Leben stark beeinträchtigen. Falls du Hypochonder bist oder zumindest zuweilen mit Krankheitsängsten zu tun hast, hier ein paar allgemeine Tipps, die dir helfen können, mit deinen Ängsten richtig umzugehen und sie zu reduzieren.
Der erste Schritt besteht darin, die Hypochondrie und ihre Mechanismen besser zu verstehen, um die zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen. Mach dir bewusst, dass deine Ängste auf irrationalen Annahmen basieren. Gehe diesen Annahmen auf den Grund und erkenne zunächst an, dass es sich um eine hypochondrische Angst handelt. Das heißt also: “Labele” deine Angst und gewinne dadurch mehr Abstand.
Im zweiten Schritt solltest du auf deine Gedanken achten. Hypochonder denken viel über ihre Gesundheit nach und lenken daher ständig ihre Aufmerksamkeit auf harmlose Körpersymptome. Versuche, deine Gedanken bewusst zu beobachten und zu hinterfragen. Frage dich als erstes, ob deine gefundenen Beweise deine Gesundheitssorgen tatsächlich legitimieren oder ob es sich doch nur um normale Körperempfindungen handelt.
Drittens: Vermeide die Recherche im Internet: Das ständige Suchen nach medizinischen Informationen im Internet wird deine Ängste nur verstärken und zu einer Überinterpretation normaler Körpersymptome führen. Denn jedes harmlose Symptom kann als Beginn einer schrecklichen Diagnose fehlinterpretiert werden und das Internet ist voll von solchen Geschichten. Am besten reduzierst du die Zeit, die du mit Recherche verbringst, möglichst auf Null. Wenn überhaupt, beschränke dich bitte nur auf vertrauenswürdige Quellen.
Viertens: Beende das Checking Verhalten. Was bedeutet das? Hypochonder neigen dazu, ihren Körper ständig zu überwachen. D.h. sie checken ihren Puls, ihren Blutdruck oder achten extrem auf verschiedenste Körperempfindungen. Um das Checking Verhalten einzudämmen, solltest du für dich klare Grenzen ziehen und mit der Zeit immer mehr erkennen und begreifen, ab wann die Überwachung der eigenen Körperempfindungen einfach übertrieben wird, und wann es noch eine normale und angemessene Reaktion darstellt. Überlege, wie ein Mensch ohne hypochondrische Ängste auf deine wahrgenommenen Körperempfindungen reagieren würde. Sicherlich würde ein angstfreier Mensch wesentlich gelassener und entspannter darauf reagieren, oder?
Fünftens: Alle Formen von Ängsten, insbesondere auch Krankheitsängste, können mit privatem und beruflichem Stress im Alltag einhergehen. Daher ist es wichtig, für sich gesunde Copingstrategien zu entwickeln, um Stress abzubauen. Zum Beispiel regelmäßige körperliche Aktivität, Entspannungsübungen, Meditation oder der Austausch mit einem unterstützenden sozialen Netz aus Freunden oder Familie. Es kann ebenso hilfreich sein, seine Ängste in einem Tagebuch niederzuschreiben. Auch das baut relativ gut den Stress ab.
Das waren jetzt fünf schnelle, aber wichtige, Tipps, die dir bereits helfen können, Krankheitsängste dauerhaft zu reduzieren. Allerdings tritt eine Verbesserung nicht von heute auf morgen ein, hier ist Geduld und Disziplin gefragt. Deswegen ist es immer ratsam, falls du selbst an einen Punkt kommst, nicht mehr weiter zu wissen und die Ängste doch länger anhalten sollten, professionelle Hilfe aufzusuchen. Dafür muss man sich auch nicht schämen.
Autor: Dr. Ulrich Weber